Ein Leben ohne Krankenversicherung
Etwas weniger als ein Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen ohne Krankenversicherung. Die Ethikkommission geht von einer Größenordnung zwischen 200.000 und 600.000 Menschen aus. Den Gang zu einem Arzt können sie sich selbst im Falle einer Krankheit schlichtweg nicht leisten, weshalb ihre Leiden oftmals unbehandelt bleiben, was jedoch mitunter ernsthafte Folgen mit sich bringen kann. Aus diesem Grund fordern Ärzte eine bessere Regelung zugunsten solcher Patienten.
Viele Menschen versuchen über Tage und Wochen, teilweise sogar über Monate hinweg, ihre Schmerzen zu ignorieren. Doch nicht selten kommt es vor, dass das deutsche Gesundheitssystem den Menschen sogar das Leben kostet. Ruft etwa jemand ohne Krankenversicherung den Notarzt, so kann es durchaus vorkommen, dass dieser die Behandlung verweigert, wenn man diese nicht in bar vorab bezahlen kann. Auch im Krankenhaus soll es bereits vorgekommen sein, dass die Behandlung nur gegen Vorauskasse vorgenommen wird. Doch besitzen Menschen ohne Krankenversicherung in der Regel nicht so viel Geld, um die Behandlung aus eigener Tasche zahlen zu können.
Zwar ist so etwas nur in wenigen Extremfällen auch wirklich der Fall, doch kommt es leider häufiger vor, als man denken mag. Im Falle eines Notfalls sind deutsche Ärzte verpflichtet, den Patienten auch ohne bestehende Krankenversicherung zu behandeln. Im Anschluss an die Behandlung können die Kosten bei den Sozialämtern eingefordert werden. Allerdings obliegt es der Einschätzung des Arztes, selbst zu entscheiden, was nun ein Notfall ist und was nicht. Oft kommt es vor, dass Kliniken bei Ausländern aus Angst, niemals auch nur einen Cent zu sehen, eine Behandlung rigoros verweigern. Erschwerend kommt hier auch noch hinzu, dass die Mediziner nicht einmal wissen, ob sich diese denn überhaupt legal im Land aufhalten.
Keine ausreichende Hilfe durch karitative Organisationen
In vielen Städten gibt es mittlerweile sowohl Ärzte als auch Organisationen, die Menschen ohne Krankenversicherung anonym und vor allem kostenlos behandeln. Doch oftmals macht man hier die Erfahrung, dass gerade Menschen ohne Papiere viel zu lange zögern, bis sie sich schließlich dazu entschließen, Kontakt aufzunehmen. Nicht selten hat sich dann schon aus einem einfachen Husten eine Lungenentzündung entwickelt oder gebrochene Knochen sind bereits schief zusammengewachsen. Alleine durch den Hilfsdienst „Malteser Migranten Medizin“ und bereitwillige Ärzte, die den Menschen am Rande des Existenzminimums zu helfen bereit sind, wurde innerhalb der vergangenen zwölf Jahre weit über 12.000 Menschen die Finanzierung einer Behandlung durch Spenden ermöglicht. Doch selbst ihnen ist es nicht möglich, sämtlichen Hilfebedürftigen auch wirklich helfen zu können, da sie sich meist auf größere Ballungsgebiete konzentrieren und ländlichere Gebiete somit gar nicht erst erreicht werden.
Versicherungspflicht seit 2009
Als am 1. Januar 2009 eine bundesweite Krankenversicherungspflicht eingeführt wurde, hatte die Regierung sicherlich positive Absichten. Doch eben diese Pflicht hat für viele Menschen enorme Probleme mit sich gebracht. Denn letztendlich ist es dem Staat egal, aus welchem Grund man seine Krankenversicherung verloren hat. Da spielt es keine Rolle, ob man seine Beiträge nicht mehr zahlen konnte, ob man seine Krankenversicherung freiwillig eingestellt hat oder ob es sonstige Probleme oder Missverständnisse gab. Auch Menschen, die aus dem Ausland kamen oder Deutsche, die für einige Zeit im Ausland lebten und wieder nach Deutschland zurückkehrten, waren ebenso betroffen, selbst wenn im Ausland unter Umständen noch eine Krankenversicherung bestand, die auch in Deutschland gezahlt hätte. Sobald man in Deutschland seinen Wohnsitz angemeldet hat, gilt die Versicherungspflicht.
Wenn man seine Beiträge nicht mehr zahlen kann
Bei den Menschen, die ohne Krankenversicherung leben, handelt es sich nicht etwa nur um Migranten oder Obdachlose. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sind es häufig eher Selbstständige, die eines Tages ihre Beiträge nicht mehr bezahlen können. So kommt irgendwann der Zeitpunkt, ab dem sie sich einer doppelten Belastung ausgesetzt fühlen, da sie einerseits nicht mehr krankenversichert sind, andererseits ihre Schulden bei der Krankenkasse immer weiter steigen.